Eine Reise, zwei Frauen, zwei völlig unterschiedliche Schicksale. Was als gemeinsames Abenteuer begann, endete in einer Tragödie, die ganz Deutschland erschütterte. Marina Kraus und Laura Dahlmeier, zwei Ikonen des deutschen Biathlons, stiegen gemeinsam den gefährlichen Lila Peak im Karakorum-Gebirge in Pakistan hinauf. Doch als sie den Gipfel erreichten, war es das letzte Mal, dass sie zusammen waren. Nur Marina kehrte lebend zurück. Laura blieb für immer zurück, vergraben unter dem ewigen Eis des Lila Peak.

Laura Dahlmeiers Seilpartnerin äußert sich – und teilt verheerende Details  zum Bergunfall

Der Aufstieg der Heldinnen

Laura Dahlmeier war mehr als nur eine Athletin – sie war eine Legende. Mit Olympiasiegen und Weltmeistertiteln hatte sie sich einen festen Platz in der Geschichte des Biathlons gesichert. Doch trotz all ihrer Erfolge sehnte sie sich nach mehr. Der Druck des Sports, das ständige Streben nach Perfektion, ließ sie nach einer anderen Art von Freiheit suchen – einer Freiheit in den Bergen. Als sie im Alter von nur 25 Jahren ihre sportliche Karriere beendete, war das ein Schritt, der viele überraschte. Doch Laura hatte schon immer den Drang, sich neuen Herausforderungen zu stellen, und so wurde sie staatlich geprüfte Bergführerin, ein Beruf, der genauso viel Mut und Disziplin erfordert wie der Biathlon.

Marina Kraus, eine erfahrene Alpinistin, hatte ebenfalls schon zahlreiche gefährliche Gipfel bezwungen. Als enge Freundin und Teamkollegin von Laura war sie nicht nur ihre Partnerin auf den schneebedeckten Hängen, sondern auch eine treue Freundin. Ihre Beziehung war von tiefem Vertrauen geprägt, einem Vertrauen, das auf zahlreichen gemeinsamen Erlebnissen und Extremsituationen basierte. Zusammen machten sie sich im Juli 2025 auf den Weg zum Lila Peak, einem 6096 Meter hohen Berg im Karakorum.

Das Unglück am Lila Peak

Der 28. Juli 2025 begann wie viele andere Tage im Hochgebirge: eisig, still und mit einem Himmel, der keine Gefahren ahnen ließ. Die beiden Frauen waren auf dem Rückweg vom Gipfel des Lila Peak, erschöpft, aber glücklich über ihren Erfolg. Drei Tage des Aufstiegs lagen hinter ihnen, und sie standen nun am Ende ihres Abenteuers. Doch beim dritten Abseilstand, als Marina bereits einige Meter tiefer war und den Standplatz sicherte, begann der Berg zu beben.

Ein ohrenbetäubendes Grollen kündigte an, was keine der beiden verhindern konnte. Ein Fellsturz, ein Massenabgang von Felsen, der alles mit sich riss. Einer der Felsbrocken, so groß wie ein Kühlschrank, traf Laura mit voller Wucht und schleuderte sie gegen die Felswand. Danach bewegte sie sich nicht mehr.

Marina, die Zeugin dieses grausamen Moments war, konnte nur hilflos zusehen. Der Berg war zu gefährlich, als dass sie näher heran konnte. Mit der Gewissheit, dass ihre Freundin nicht mehr lebte, begann Marina den Abstieg, verzweifelt, aber entschlossen. Es war ein langsamer, qualvoller Abstieg, während sie versuchte, Hilfe zu rufen. Doch das Wetter verschlechterte sich rapide, und die Bedingungen erschwerten jede Rettungsmaßnahme.

Die Tragödie nimmt ihren Lauf

Als die Nachricht von Lauras Verschwinden bekannt wurde, hielt ganz Deutschland den Atem an. Die Medien, die Sportverbände, die Fans – alle hofften auf ein Wunder. Doch am 31. Juli 2025 gab das Auswärtige Amt die traurige Nachricht bekannt: „Die Leiche von Laura Dahlmeier wird aufgrund der extremen Gefahr nicht geborgen. Ihre letzte Ruhestätte bleibt das ewige Eis des Karakorum.“ Die Bergung war zu gefährlich. Laura, eine Heldin in der Welt des Biathlons, war gefallen – nicht auf der Strecke, sondern im Schatten der Gipfel, die sie so sehr liebte.

Laura Dahlmeier: Seilpartnerin Marina Krauss über den tödlichen Bergunfall  - DER SPIEGEL

Doch Marina Kraus, die einzige Zeugin des Unglücks, kehrte zurück. Sie war die einzige, die wusste, was wirklich geschehen war. In einer Pressekonferenz schilderte sie den Moment des Unglücks. „Ich sah, wie ein großer Felsbrocken Laura traf und sie mit voller Wucht gegen die Felswand schleuderte. Danach bewegte sie sich nicht mehr“, sagte Marina mit bebender Stimme. Sie konnte nichts mehr tun. Sie wusste, dass nur ein Hubschrauber helfen konnte, doch das Wetter und die extremen Bedingungen verhinderten jede Rettungsaktion. Zwei Tage nach dem Unglück wurde die Bergung offiziell eingestellt.

Die Frage, die niemand beantworten kann

Warum musste die eine sterben und die andere überleben? War es Schicksal? Ein Moment der Entscheidung? Oder war es einfach das Ergebnis einer Kette von Zufällen, die wir nicht begreifen können? Diese Fragen bleiben unbeantwortet. Die Geschichte von Marina Kraus und Laura Dahlmeier ist eine Geschichte über Freundschaft, Vertrauen und Tragödie, eine Geschichte, die sich in das kollektive Gedächtnis der Menschen einbrannte.

Nach Lauras Tod stellte sich die Frage, wie Marina weitermachen sollte. Wie lebt man weiter, wenn man als Einzige zurückkehrt? Marina war nach ihrer Rückkehr aus Pakistan zunächst nicht für Interviews verfügbar. Es gab keine großen Erklärungen, kein dramatisches Aufzeigen ihrer Gefühle. Sie zog sich zurück. Doch ihr Schweigen sprach Bände. Sie hatte die Wahrheit gesehen und die Verantwortung, sie zu bewahren. Das ständige Schweigen von Marina ließ die Öffentlichkeit rätseln – war es Trauma oder Respekt?

Experten erklären, wie man in einem Bergunfall überlebt

Im Falle eines Unfalls auf einem Hochgebirgspfad sind schnelle und richtige Entscheidungen von entscheidender Bedeutung für das Überleben. Laut Experten ist es unerlässlich, in einer solchen Situation Ruhe zu bewahren und die richtigen Schritte zu unternehmen. Zunächst betonen Fachleute, dass die Selbstrettung oft der erste und wichtigste Schritt ist. „Wenn Sie verletzt sind und sich in einem abgelegenen Gebiet befinden, sollten Sie versuchen, sich so gut wie möglich zu stabilisieren und Erste Hilfe zu leisten“, erklärt der Bergrettungsleiter Müller. Besonders wichtig sei, den Körper warm zu halten und die richtige Position einzunehmen, um weitere Verletzungen zu vermeiden.

Darüber hinaus ist das Auffinden einer sicheren Unterkunft und der Schutz vor extremen Wetterbedingungen von zentraler Bedeutung. In den Bergen können die Temperaturen schnell fallen, und Hypothermie ist eine ernsthafte Gefahr. Experten empfehlen, dass Wanderer immer ein Notfallset mitnehmen, das neben einem Erste-Hilfe-Kit auch Wärmefolien und Nahrung enthält. Falls eine Rettung notwendig ist, sollte man stets den Notruf absetzen und genau den Standort angeben, um die Suche zu erleichtern. Doch in manchen Fällen kann es lange dauern, bis Rettungskräfte eintreffen, weshalb Vorbereitung und Wissen über grundlegende Überlebenstechniken das A und O sind.

„Das Wichtigste ist, die Ruhe zu bewahren und systematisch zu handeln“, fügt Müller hinzu. Überlebenswissen, wie man eine Unterkunft mit einfachen Mitteln baut oder sich auf die begrenzte Nahrung und Wasserressourcen einstellt, kann den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen.